Zum Hauptinhalt springen

ZUG um ZUG – Die Lok-Aktion

Leere Schienenstränge, Hub- und Gleisbrücken, funktionslose Bahnsignale und Weichen: Von einem der wichtigsten Transportmittel der Hütte, der Werkeisenbahn, war in den 1990er Jahren nichts mehr zu sehen. Die Idee der Initiative Völklinger Hütte ist, die Besucherwege erlebnisreicher zu gestalten, um die Produktionsabläufe der Roheisengewinnung anschaulicher und somit verständlicher und interessanter darzustellen.

In den sieben Jahren von 1998 bis 2005 restauriert der nach dem ehemaligen Hüttenbetrieb 58 benannte Arbeitskreis 58: Rückführung und Restaurierung unter Leitung von Hans Mörsdorf (✛ 2011) vier Zugeinheiten mit authentischen Lokomotiven und Spezialwaggons. Der Arbeitskreis entscheidet, nicht wieder die ursprünglichen Originalfarben herzustellen, sondern die Farben, in denen die Maschinen vorgefunden bzw. der Initiative Völklinger Hütte übergeben wurden. Heute sind die vier Züge für Besucher des Weltkulturerbes gut sichtbar an den Stellen platziert, an denen sie im Produktionsprozess eingesetzt waren.

 

Normalspur – Dampflokomotive 46

Normalspur Lokomotive

Baujahr 1964 (Firma Arnold Jung, Jungenthal), in Betrieb bis 1981, Schenkung der Universität Kaiserslautern

1964 wurde die Lok Nr. 46 mit der Fabriknummer 13835 im Auftrag der Röchling'schen Eisen- und Stahlwerke vermutlich als letzte Dampflok der Firma Arnold Jung, Lokomotivfabrik GmbH, in Jungenthal bei Kirchen an der Sieg gebaut. Einsatzgebiet war der Roheisentransport von den sechs Hochöfen zum Thomasstahlwerk, wobei die besonders beengten Verhältnisse auf der Völklinger Hütte eine besondere Bauform erforderten. Die Verbindung zwischen Eisenwerk und Stahlwerk war nur durch einen Tunnel möglich, da die Deutsche Bahn durch ihre Gleisanlagen die Hütte in zwei Bereiche teilt. Dieser Tunnel, der Roheisenkanal, ist so niedrig, dass die zweiachsige Lok nur eine Höhe von 265 cm über der Schienenoberkante aufweist. Die Loks 44 (Baujahr 1953) und 45 (Baujahr 1959), die nach vorliegenden Unterlagen technisch baugleich sind, wurden schon vorher von der Arnold Jung GmbH an die Völklinger Hütte geliefert. In einem Saarbrücker Tatort-Krimi, der 1970 gedreht wurde, ist Lok 45 mit offenen Roheisenpfannenwagen in einigen Filmszenen zu sehen.

Im Zuge der Modernisierung und Rationalisierung wurden die Roheisendampfloks nicht mehr benötigt. Während die Lokomotiven 44 und 45 an ein Museum im Ruhrgebiet verkauft wurden, gelangte die Lokomotive 46 als technisches Denkmal 1982 zur Universität Kaiserslautern. Diese schenkte die Lokomotive 46 der Initiative Völklinger Hütte, die sie mit Hilfe von Sponsoren am 9. Februar 1999 nach Völklingen zurück holte.

Heute steht die Lokomotive 46 mit einem Roheisenpfannenwagen vor dem alten Roheisenkanal und zeigt in Richtung der Hochöfen und der Mischerhalle.

 

Schmalspur  – Dampflokomotive 21

Schmalspur-Dampflokomotive

 

Baujahr 1904 (Firma Krauss & Comp. AG München), in Betrieb zunächst als Lokomotive 20 bis zu Beginn der 1980er Jahre, zwischenzeitlich auf einem Spielplatz in Wadrill, Schenkung des Museumseisenbahnclubs Losheim e.V.

Bei dieser Lokomotive handelt es sich um das Fahrzeug mit der Fabrik-Nr 5143 von Krauss & Co, München. Am 7. Mai 1904 wurde die Lokomotive an die Röchling'schen Eisen- und Stahlwerke geliefert, wo sie als Lokomotive 20 in Betrieb genommen wurde. Eine baugleiche Lokomotive, geliefert am 28. Mai 1904, bekam die Nummer 21. Aus den vorliegenden Unterlagen des Eisenbahnbetriebs der Hütte geht hervor, dass die Nummern der beiden Lokomotiven irgendwann getauscht wurden, aber warum, ist nicht bekannt. Die heutige Lokomotive 21 (bei Inbetriebnahme 20) stand ab 25.02.82 auf einem Kinderspielplatz in Wadrill im Nordsaarland und kam 1986 in den Bestand des Museumseisenbahnclubs Losheim e.V. (MECL), der sie der Initiative Völklinger Hütte überließ.

Auf dem ehemals 20,4 km langen Schmalspurnetz der Hütte (Spurweite 785 mm) verrichteten bis zu 17 Dampflokomotiven ihren Dienst. Auf der Stahlwerksseite transportierten sie die Schlacke zur Thomasmühle. Die Unterführungen 2 und 3 dienten dem Transport von Stahlblöcken und allgemeinen Gütern zur Versorgung des Walzwerks auf der Eisenwerkseite und dem Abtransport der Walzprodukte. Im Hochofenbereich wurde die Abfuhr der Hochofenschlacke zur Schlackenbrechanlage auf der anderen Saarseite durchgeführt.

Wegen des neuen Stahlwerks, das im Dezember 1980 in Betrieb ging, waren umfangreiche Umbaumaßnahmen notwendig. Der Roheisenkanal wurde tiefer gelegt, die Verbindung zum alten Stahlwerk unterbrochen und im Bereich des Hochofens 6 musste ein neuer Gleisanschluss hergestellt werden. Dadurch musste für die schmalspurige Schlackenbahn eine Hubbrücke gebaut werden, da sich Schmalspurgleis und Roheisengleis auf unterschiedlichem Niveau befinden.


Heute steht die Lokomotive 21 mit zwei Schlackenwagen am Ausgang des Schlackenkanals auf der abgesenkten Hubbrücke in Richtung Schlackenbrechanlage.

 

Normalspur – Diesellokomotive 34

Normalspur-Diesellokomotive 

Baujahr 1964 (Firma Henschel, Kassel), in Betrieb bis 1997, Schenkung der Metallurgischen Gesellschaft Saar

Die Lokomotive war bis zu einem Motorschaden in verschiedenen Bereichen eingesetzt: Transport von Duplexeisen zwischen der Mischerhalle und dem Siemens-Martin-Werk, im Bereich des Siemens-Martin-Werks, der Elektroöfen und des Hammerwerks sowie nach Einbau einer Funkfernsteuerung im Hafenbereich der Saarstahl AG.

 

Heute steht die Lokomotive mit zwei selbstentladenden Schüttgutwagen vom Typ Fad am Eingang der Rohstoffentladebunker Richtung Hüttenbahnhof und steht für den Rohstofftransport zur Herstellung des Sintergutes.

 

Normalspur – Diesellokomotive 5

 

Baujahr 1959 (Firma Henschel, Kassel), in Betrieb bei der AG der Dillinger Hüttenwerke bis 2000, Schenkung der AG der Dillinger Hüttenwerke

Lokomotiven dieser Bauart sind heute noch im Werksverkehr in Völklingen eingesetzt. Mit solchen Zügen wurden unter anderem Koks zur Kokssieberei transportiert, oder auch Schrottpakete zum Verladen in die Hängebahnwagen.


Heute steht die Lokomotive mit zwei offenen Kastenwagen des Typs E, die mit Schrottpaketen beladen sind, im Bereich der Kokssieberei.

 

Technische Daten der Roheisenloks 46 und Lok 20/21

Lokomotive

20/21

46

Lieferfirma

Krauss & Cie

Arnold Jung GmbH

Baujahr

1904

1964

Kesselnummer

5143 (Lok 20), 5168 (Lok 21)

13835

Spurweite

785 mm

1435 mm

angetriebene Achsen

2 (Achsfolge B)

2 (Achsfolge B)

Zylinderdurchmesser

260 mm

380 mm

Kolbenhub

360 mm

500 mm

Raddurchmesser

680 mm

1000 mm

Dampfdruck

14 atm

14 atm

Leistung

80 PS

250 PS

Zugkraft

60%: 3 to

7,5 to

Heizfläche

20,62 qm

58,92 qm

Rostfläche

0,43 qm

1,17 qm

Dienstgewicht

16 to

26 to

Achsstand

1400 mm

1985 mm

Länge

max Länge 5400 mm

über Puffer 7600 mm

Maximale Breite

1800 mm

2450 mm

Maximale Höhe über Schienenoberkante

2650 mm

2650 mm

Anzahl Siederohre

80 Stück

178 Stück

Durchmesser Siederohre

39/42 mm

33/38 mm

Länge Siederohre

2510 mm

2540 mm

Wasservorrat

1400 l

2500 l

Kohlenvorrat

300 kg

500 kg

Bearbeitet nach Angaben von Rainer Veauthier (IVH e. V.)
Fotos: Thomas Klassen, Peter Braun, Norbert Heckmann